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Die Normandie – paradisische Sommer, rauhe Winter und jede Menge gutes Essen

Unterhalb von Calais, etwas weiter westlich wo große Sanddünen vom Strand ins Land reinkragen, wo weisse Felsenklippen das Meer wie herausgebrochene Steilwände umgeben, liegt das Cap Gris. Kleine Dörfer mit verwinkelten Straßen, altherrschaftliche Häuser in denen friedliebende Menschen, die Ruhe genießen.

Es ist ruhig hier gewesen diesen Sommer

Das Damoklesschwert der Wirtschaftskrise, scheinen dem Tourismus selbst hier im noch kriesensicheren Frankreich schwer im Magen zu liegen. Und der klimagewandelte Sommer, mit den häufigen kurzen Niederschlägen und dem fast immer währenden rauen Wind der Atlantikküste, ist auch nicht jedermanns Sache. Der Sand ist feucht, auf dem Marktplatz suchen die einheimischen unter den Markisen der Stände Schutz vor Regen und Mr. Le Marne brummt vor sich hin, dass bei diesem „Sale Temps“ (französisch: Sauwetter) sogar der geräucherte Knoblauch zu schimmeln anfange. Sein Stand verströmt einen eindringlichen Geruch von frischem Räucherwerk und vor ihm, auf dem kleinen Verkaufstisch, Türmen sich lange, beige braun eingefärbte Knoblauchstränge, die er sorgfältig ordnet, damit die einzelnen Knollen nicht zu Schaden kommen. Geräucherter Knoblauch – das habe mit Geschmack nichts zu tun, er sei haltbarer und man könne ihn besser lagern.

Kulinarische Vielfalt

Das Angebot regionaler Spezialitäten ist groß. An einem Stand gibt es Wildschwein-Salami mit Walnüssen, mit Feigen, mit Kubebenpfeffer oder auch mit Blauschimmelkäse, der sich sehr harmonisch mit dem salzigen Geschmack der Salami verbindet. Es gibt kleine dicke Würste und lange Dünne, sehr Harte die beim Kauen an den Zähnen rütteln und wieder ganz Weiche, bei denen man meint zarten Schinken zu essen. Daneben bieten Madame Curelans und ihr Mann traditionell zwischen zwei Gusseisernen Platten gefertigte Waffeln an, die einem, mit Karamellbutter bestrichen, wahrlich im Mund auf der Zuge zergehen. Rene Clauden, Mirabellen, französischer Estragon, Lavendel und dazwischen der unwiderstehliche Duft von frisch gebackenem Weißbrot.

Gepflegte Lebensqualität hat hier einen hohen Stellenwert

Nachmittags sitzt man in den kleinen Cafes zusammen, trinkt trockenen, herben Cidre und bespricht die Ereignisse des Tages. Mr. Poderet züchtet Charolais Rinder und hatte heute Verkaufstag auf seinem Hof. Das Fleisch seiner Tiere ist besonders würzig und hat einen ausgeprägten Geschmack der roten Fleischaromen, da die Tiere ganzjährig auf den Weiden stehen, die direkt bis an die Felsensteilküste heranreichen. So fressen sie täglich Grünfutter, das durch die salzige Briese vom Meer besonders reichhaltig an Mineralstoffen ist und die Qualität seiner Erzeugnisse fördert.

Er lacht als er von den jungen Touristen erzählt, die diesen Sommer versucht haben, sich am Strand in einer ausgebuddelten Sandmulde ein dickes Steak auf ihrem Grill zu zubereiten. Das Ergebnis dürfte ordentlich geknirscht haben zwischen den Zähnen, was aber das Abenteuer als solches bestimmt nicht im Wert schmälert.

Ein Paradies mit Hindernissen

Viele Urlauber halten Nordfrankreich für eines der letzten innereuropäischen Paradiese. Der Tourismus hält sich hier in Grenzen und die Strände sind selten überlaufen. Im Sommer ist es (eigentlich) angenehm warm und die Luftfeuchtigkeit hält sich in Grenzen.

Doch die herrlich weitläufigen Sandstrände zeugen auch vielerorts von einer dunklen Vergangenheit. Immer wieder sieht man im Sand halb versunken Beton-Bunker stehen, die in kurzen Abständen die Strandböschung gliedern. Baden ist vielerorts verboten, da die Landungssperren des 2. Weltkrieges – muschelbewachsene Stahlpfosten, die sich bei Flut in den Wellen verbergen – lebensgefährlich für Schwimmer sind. Für die Küche der Küstenbewohner und deren Gäste aber, sorgen sie mit einer reichhaltigen Muschelfülle für eine schmackhafte Zutat. Muscheln à la Normandie stehen in der Saison ganz oben auf der Karte.

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